Capraia ist eine Insel, die alle überrascht, die Authentizität und unberührte Landschaften suchen. Sie ist die drittgrößte Insel des toskanischen Archipels und die einzige vulkanischen Ursprungs, mit einem wilden und ursprünglichen Charme. Nur 3 % der Fläche sind bewohnt: der Rest besteht aus Panoramapfaden, die die Insel durchqueren, Mittelmeer-Macchia, von Erdbeerbäumen und Baumheide bis zu Myrte, Lavendel und Rosmarin, dramatischen vulkanischen Klippen, die steil ins Meer abfallen, und artenreichen Meereslebensräumen. Ihr zerklüftetes Profil, geformt durch Jahrtausende geologischer Aktivität, liegt etwa 36 Seemeilen von Livorno entfernt (Fähre ca. drei Stunden) und 31 Meilen von San Vincenzo, von wo aus die Überfahrt etwa zweieinhalb Stunden dauert.
Wer lieber mit dem eigenen Boot anreist, sollte je nach Geschwindigkeit rechnen: Ein Segelboot mit 8 Knoten benötigt ca. 4 Stunden von San Vincenzo und 5 Stunden von Livorno, während ein Motorboot mit 20 Knoten die Strecke auf etwa 1,5 Stunden von San Vincenzo bzw. 2 Stunden von Livorno verkürzt.

Ihre abgelegene Lage und die lange Zeit der Abschottung – Capraia war von 1873 bis 1986 Sitz einer landwirtschaftlichen Strafkolonie – haben das Bild der Insel geprägt. Noch heute wird die Landschaft von verlassenen Terrassen, Schotterwegen und landwirtschaftlichen Ruinen bestimmt, die als stille Zeugen einer jüngeren Vergangenheit voller Arbeit und Isolation gelten.
Doch die Geschichte der Insel reicht noch viel weiter zurück: Bereits den Griechen und Römern bekannt (die sie Aegylon nannten), wurde Capraia später zum Zufluchtsort für Eremiten, Stützpunkt für Mönche und Verteidigungsbollwerk – zunächst für Pisa, dann für Genua. Im Jahr 1540 machte die Republik Genua die Insel zu einem strategischen Vorposten im Tyrrhenischen Meer und errichtete Türme und Befestigungen zum Schutz vor sarazenischen Piratenangriffen.
Heute gilt Capraia mit etwas mehr als 350 Einwohnern als die ursprünglichste Insel des toskanischen Archipels. Sie ist das ideale Ziel für alle, die es lieben, langsam zu reisen, ob zu Fuß oder mit dem Boot. Ein kleiner Hafen, ein malerisches Dorf, wenige essenzielle Dienstleistungen und viel unberührte Natur: der perfekte Ort für alle, die Stille, Authentizität und eine direkte Verbindung zu einer unberührten Insel suchen, die es entlang ihrer Panoramapfade zu entdecken gilt.
Eine Route zwischen Geschichte, Natur und Meer
Das Herz von Capraia entdeckt man zu Fuß, und das nicht nur sprichwörtlich. Die gesamte Insel wird von gut gepflegten Wanderwegen durchzogen, die sich von Nord nach Süd erstrecken und das Dorf mit den entlegensten Naturgebieten verbinden. Sie führen vorbei an Panoramapunkten, versteckten Buchten, die nur zu Fuß erreichbar sind, und verlassenen landwirtschaftlichen Strukturen. Ein wahres Paradies für Wanderer, Vogelbeobachter und Spaziergänger aller Schwierigkeitsgrade.
Unsere Wandertour beginnt im oberen Teil des Dorfes, wo sich die Kirche Santa Maria Assunta, das wichtigste religiöse Gebäude der Insel, erhebt. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert, besitzt ein einfaches einschiffiges Layout und bewahrt mehrere wertvolle historische Einrichtungsstücke. Von hier aus kann man ins Inselinnere aufbrechen, um die in den Fels gehauenen Palmenti zu besuchen – alte Becken, die einst zur Weinpressung dienten. Heute sind sie von dichter mediterraner Vegetation, Trockenmauern und Spuren der landwirtschaftlichen Vergangenheit vor der Strafkolonie umgeben.
Beim Abstieg Richtung Hafen erreicht man den Hafenturm, der im 16. Jahrhundert von den Genuesen als Verteidigungsposten errichtet wurde. Heute beherbergt er die Gemeindebibliothek, einen kleinen, aber lebendigen kulturellen Treffpunkt. Hinter dem Turm führt eine Steintreppe hinunter zur Cala San Francesco, einer vulkanischen Bucht, die von dunklen Felsen und glasklarem Wasser umgeben ist, der perfekte Ort für eine Pause oder im Sommer für ein erfrischendes Bad.

Wenn man weiter hinaufsteigt, erreicht man den spektakulärsten Punkt der Insel: das Forte San Giorgio. Es wurde 1540 nach einem verheerenden Angriff des Korsaren Dragut erbaut und innerhalb weniger Jahre fertiggestellt, um die Insel vor weiteren Überfällen zu schützen. Als Dragut 1545 zurückkehrte, war Capraia bereits befestigt und konnte den Angriff erfolgreich abwehren. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Festung mehrfach ihr Gesicht verändert: vom Militärstützpunkt zur Kaserne, später zu einer Gästeunterkunft und sogar zu einem Nachtclub. Heute ist sie restauriert und beherbergt private Wohnungen, aber ihr Außenbereich ist zugänglich und bietet einen der spektakulärsten Ausblicke der Insel auf den Hafen und das offene Meer.

Wenn man weiter hinabsteigt, gelangt man zur Piazza Milano, dem zentralen Treffpunkt des Dorfes und Standort der Kirche San Nicola. Sie wurde im 18. Jahrhundert erbaut und ist eng mit der Geschichte der Strafkolonie verbunden: Sie diente ursprünglich sowohl den Häftlingen als auch dem Personal der Einrichtung. Heute ist die Kirche geschlossen, bleibt aber eines der wichtigsten Symbole des historischen Wandels von Capraia im 20. Jahrhundert.
Schließlich lohnt sich ein Abstecher zum Aussichtspunkt Bellavista, einer natürlichen Terrasse, die nur einen kurzen Spaziergang vom Dorfzentrum entfernt liegt. Der Name ist Programm: Von hier aus bietet sich ein direkter Blick auf den Hafen, die Insel und den Küstenabschnitt der Toskana. Ein idealer Ort, um den Tag ausklingen zu lassen, Fotos zu machen oder einfach die Stille zu genießen.
Wer Capraia vom Meer aus entdecken möchte, darf Cala Rossa nicht verpassen – eine der spektakulärsten Buchten der Insel. Sie liegt an der südöstlichen Küste und ist nur per Boot erreichbar, entweder im Rahmen einer Tagestour oder mit einer privaten Yacht. Ihren Namen verdankt sie den intensiv roten Vulkanfelsen, die einen starken Kontrast zum tiefblauen Meer und den weißen Klippen der Umgebung bilden. Das gesamte Gebiet gehört zum UNESCO-MaB-Reservat der Toskanischen Inseln und ist ein perfektes Beispiel für den vulkanischen Ursprung Capraias.

Über der Cala Rossa erhebt sich die Torre dello Zenòbito, ein Wachturm aus dem Jahr 1545, erbaut aus Lavagestein und auf einem malerischen Vorgebirge gelegen, das die Südspitze der Insel bewacht. Obwohl sie nicht von innen besichtigt werden kann, bleibt sie eines der faszinierendsten Zeugnisse der genuesischen Epoche.
Um sie zu Fuß zu erreichen, bietet sich der Wanderweg von Monte Arpagna zur Punta dello Zenòbito an. Er beginnt im Dorf und führt über gut markierte Pfade, die oft als Rundwege angelegt sind und den Turm selbst einschließen. Ob vom Meer oder vom Land, dieses Gebiet gehört zu den wildesten und fotogensten Orten auf Capraia.
Die Meereslandschaft von Capraia
Capraia ist nicht nur eine Insel zum Wandern, sondern auch ein marines Paradies. Ihre zerklüftete Küste verbirgt abgelegene Buchten und Meeresgrotten, die nur mit dem Boot erreichbar sind. Der Meeresboden ist reich an Biodiversität, mit Seegraswiesen (Posidonia), Zackenbarschen, Dentexen und Bernsteinmakrelen, die Schnorchler und Taucher gleichermaßen anziehen. Unter den vielen Naturwundern ist auch die Mittelmeer-Mönchsrobbe zu erwähnen, die hier, wenn auch selten, noch immer gesichtet wird und in den abgelegensten Grotten der Insel Unterschlupf findet. Mit weniger als 700 Exemplaren im gesamten Mittelmeer ist ihre Sichtung ein außergewöhnliches Ereignis, das den ökologischen Wert dieser wilden und geschützten Insel unterstreicht.

Nützliche Informationen
Fähre
Capraia ist auch vom Hafen von San Vincenzo aus mit den täglichen Ausflügen von Aquavision erreichbar.
Der Service ist verfügbar: jeden Dienstag im August sowie jeden Donnerstag und Sonntag von Juni bis September.
Die Überfahrt dauert etwa 2 Stunden und beinhaltet einen 7-stündigen Aufenthalt auf der Insel, ideal für einen kompletten Besuch zwischen Meer, Dorf und Wanderwegen.
Besuchen Sie: www.aquavision.it
Capraia ist außerdem täglich vom Porto Mediceo in Livorno mit den Fähren der Reederei Toremar erreichbar. Die Überfahrt dauert etwa 2,5 Stunden mit regelmäßigen Abfahrten das ganze Jahr über.
Besuchen Sie: www.toremar.it
Privatboot
Wer eine exklusivere Erfahrung sucht oder bereits ein Boot besitzt, kann Capraia auch eigenständig auf dem Seeweg erreichen. Die Insel verfügt über einen gut ausgestatteten Yachthafen mit Liegeplätzen für Privatboote, Tankstelle und Serviceeinrichtungen für Bootsfahrer, die hauptsächlich von April bis Oktober in Betrieb sind.
Im Sommer wird empfohlen, den Liegeplatz im Voraus zu reservieren, besonders an Wochenenden. Die Navigation ist in den Schutzgebieten geregelt: Die gesamte Küstenlinie der Insel gehört zum Nationalpark Toskanischer Archipel, daher unterliegen einige Buchten und Meeresgebiete besonderen Einschränkungen.
Die Fahrzeiten variieren je nach Geschwindigkeit: Ein Segelboot mit 8 Knoten benötigt ca. 4 Stunden von San Vincenzo und 5 Stunden von Livorno, während ein Motorboot mit 20 Knoten die Fahrt auf etwa 1,5 Stunden von San Vincenzo und 2 Stunden von Livorno verkürzt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei der Hafenmeisterei von Capraia oder auf der offiziellen Park-Website: www.islepark.it
